Josef Hausner

Josef Hausner

Ein Leben für die Tonerde


Am 2. September 2020 ist Josef Hausner im 97. Lebensjahr gestorben. Er, der eine prägende Persönlichkeit für Stoob und für den Stellenwert der Keramik in Österreich war, hatte ein bewegtes Leben. Der Versuch eines Nachrufs.

Er war der älteste von sechs Buben, am 18. Juni 1924 in Grafendorf in Südmähren, wenige Kilometer von Laa an der Thaya geboren. Die Mutter starb früh, der Vater konnte ihm nach Überleben des Zweiten Weltkriegs und Vertreibung aus Südmähren nicht viel bieten. Aber Josef Hausner, der eine Keramik-Lehre und ein Stipendium bekommen hatte, machte seinen Weg. Er arbeitete in Keramikbetrieben, bevor er 10 Jahre lang einen verantwortungsvollen Posten bei der Porzellanfabrik Frauental innehatte.

Gründer der Keramikfachschule in Stoob:
Aus dem Mangel an Fachkräften und nachdem er die guten Eigenschaften der Stoober Tonerde erkannt hatte, kam der Techniker Josef Hausner nach Stoob. Und wurde zu einem herausragenden Vermittler, einem dynamischen Fürsprecher für die Keramik, einem visionären Schulgründer. Im Jahr 1955 wurde seine Idee, Menschen in Keramik-Berufen auszubilden, von politischer Seite gewährt. Am 1. September 1956 wurde in der stillgelegten Stoober Tonwarenfabrik der Unterricht mit diesen drei Schülern eröffnet.
Helmut Köppel, Walter Schrödl und Waltraud Seidl. Direktorin war Anna Jastrinsky.
1960 übersiedelt Josef Hausner mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die neue Heimat Stoob. (Ein Kuriosum am Rande: In Stoob kam es 1960 auch zu einem Wiedersehen mit dem Pfarrer aus seiner Heimatgemeinde Grafendorf, Franz Beier leitete nun in Stoob die Pfarre.)
Die Keramikfachschule durchlebte Höhen und Tiefen, wurde 1963 die neu errichtete Keramik-Fachschule eingeweiht, war sie 1967 fast vor dem Zusperren, erlebte sie in den 1980er Jahren einen extremen Boom: 1986 wurde der Werkstätten-Zubau eröffnet, die Schülerinnen und Schüler hatten Ausstellungen in Österreich und ganz Europa, von London bis Malaga, mehr als 20.000 Touristen besuchten jährlich die Fachschule und waren beeindruckt vom energiegeladenen Vortrag des Direktors. Denn von 1971 bis 1990 war Josef Hausner - zunächst provisorisch - der Direktor der "Landesfachschule für Keramik, Ofenbau, Platten- und Fliesenlegen", einer der von montags bis sonntags in der Schule war, dem wichtig war, dass aus seinen Schülerinnen und Schülern etwas wird, dass er sie aufs Leben vorbereitet. Immer wieder hat er Absolventen später privat besucht, in ihren Werkstätten Ÿber die neuesten Entwicklungen geplaudert, Ratschläge gegeben. Dienlich wollte er sein, Josef Hausner blieb ein bescheidener Mensch, trotz vieler Auszeichnungen wie dem Ehrenzeichen des Landes Burgenland, dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien, dem Preis der Kerystiftung, dem Ehrenring der Marktgemeinde Stoob.

Privates Engagement:
Das Weitergeben von Wissen und Freude zu vermitteln, ist ihm auch im Privatleben ein Anliegen gewesen. Er hielt ehrenamtlich Keramikkurse im Behindertenwohnheim St. Stephan in Oberpullendorf, in Wohnheimen, in den SOS-Kinderdörfern.
72 Jahre lang war er mit seiner Frau Josefine verheiratet, es war übrigens Liebe auf den ersten Blick, wie er im privaten Kreis gerne erzählte. Die beiden haben zwei Söhne, Robert und den älteren Bernd, der im Jahr 1996 bei einem Autounfall ums Leben kam, ein Schatten, der sich damals auf die Familie legte und sich nicht mehr verflüchtigen sollte. War Josef Hausner im Berufsleben stets um die Schule bemüht, widmete er sich nach seiner Pensionierung sehr seiner Frau. Sie verreisten gemeinsam, sogar bis China, und sieben Jahre lang pflegte er seine Ehefrau, die im Mai 2020 starb. Knapp 4 Monate später folgte Josef Hausner ihr nach.

(Bettina Treiber, Nick Wukovits)

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