Archäologische Funde und Fundstätten im Gemeindegebiet von Stoob

Das günstige Klima, die guten und ertragreichen Böden, die wildreichen Wälder, aber auch die Bodenschätze - Tonlagerstätten und Eisenerzvorkommen - führten dazu, dass die Gegend um den dortigen Ort seit rund sechs Jahrtausenden ständig von Menschen besiedelt ist.

Nur die letzten 750 Jahre dieser großen Zeitspanne sind durch schriftliche und mündliche Überlieferungen und Urkunden belegt. Die Siedlungsgeschichte des davor liegenden Zeitraumes ist nur durch Sachgüter wie Werkzeuge aus Stein, Bronze oder Eisen, Tongefäße und Scherben, Knochen von Tier und Mensch usw. zu erschließen. Erst durch wissenschaftliche Ausgrabungen geschulter Archäologen kann man aus diesen genannten Fundstücken weitreichende Schlüsse ziehen und verwertbare Ergebnisse für die Ortsgeschichte erzielen.

Ein besonderes Fundstück stellt das Bruchstück eines Gefäßes aus gelbbraunem, gut gebranntem Ton dar. Es handelt sich um das Bruchstück einer Hängeöse, die als Stier- oder Rinderkopf plastisch geformt ist. Diese Rinderdarstellung dokumentiert nicht nur die Erzeugung von qualitätvollen Tongefäßen vor 6000 Jahren, sondern ist darüber hinaus auch einer der wertvollsten Belege für die früheste Haustierhaltung in Burgenland.

Aus der Steinzeit etwa um 2000 v. Chr. folgenden Bronzezeit sind bisher aus dem Raum Stoob nur einige wenige Funde bekannt (z. B.: einzelne Tongefäßbruchstücke und Hüttenlehmbrocken, die 1974 gefunden wurden). Zahlreich hingegen sind die Nachweise für die Besiedelung während der Eisenzeit. Ursache für diese intensive Siedlungswelle dürften vor allem die Toneisensteinvorkommen gewesen sein, die die Grundlage für die zahlreich nachgewiesenen Verhüttungsbetriebe entlang des Stoober- und Gaberlingbaches bildeten. Das Kernstück jedes dieser Hüttenplätze, dessen Vorhandensein heute noch durch das dunkler gefärbte Erdreich und das oberflächliche Vorkommen von Schlacke und Ofenschachtteilen auf vielen Äckern zu erkennen ist, war ein Schmelzofen, in dem in einem Arbeitsgang aus dem gerösteten Erz schmiedbares Eisen erzeugt werden konnte. 1969 wurde durch das Burgendländische Landesmuseum in der Ried Fodern, zwischen dem Tongrubenweg und dem Gaberlingbach, der Rest eines solchen Schmelzofens freigelegt. Der Ofen war zum Teil aus Lehm gebauten Schacht von rundem Querschnitt und ca. 30 cm Durchmesser. Neben Schlacken, verglasten und verschlackten Lehmstücken fanden sich einige späthallstättische Scherben, die die Datierung der Anlage in das 5. Jahrhundert v. Chr. ermöglichten.

Die zu diesem Industriebetrieb gehörige Wohnsiedlung befand sich in unmittelbarer Nähe, im Bereich der neuen Tongrube in der Ried Fodern. Die Hüttenlehmbrocken, die 1974 bei Grabungen gefunden wurden, zeigen zum Teil Abdrücke von Rundhölzern, Rutengeflecht und eingeritzte Linien. Man kann daraus schließen, dass die eisenzeitlichen Hütten und Häuser in Holzbauweise so konstruiert waren, dass die Zwischenräume zwischen den Balken mit Weidenrutengeflecht ausgefüllt waren. Rutengeflecht und Balken wurden anschließend mit Lehm verputzt und dieser außen und innen bemalt oder mit Ritzlinien verziert. Beim Niederbrennen der Hütten wurde der Lehmbewurf hart gebrannt und ist als einziger Beweis für die damalige Bauweise bis heute erhalten geblieben.

Während der letzten beiden Jahrhunderte v. Chr. war Burgenland ein Teil des keltischen Königreiches Noricum. Zu dieser Zeit erlebte die Eisenerzeugung im Raum Stoob die höchste Blüte. Die Eisenverhüttungsbetriebe im Bezirk Oberpullendorf arbeiteten hauptsächlich für Exporte und es ist anzunehmen, dass ein großer Teil des von römischen und griechischen Schriftstellern gerühmte "norische Eisens" aus unserer Gegend stammte. Nicht zuletzt dürfte auch dies der Grund für den Einmarsch römischer Truppen in Pannonien gewesen sein.

Die ersten Maßnahmen Roms zur Sicherung des eroberten Gebietes war die Anlag von Verwaltungszentren und der Ausbau des Verkehrsnetzes. Wenige Kilometer östlich von Stoob führte eine römische Reichsstraße erster Ordnung durch das Raidingbachtal. Es war die große Verbindungsstraße zwischen Carnuntum an der Donau und Aquileia an der Adria. Sie wurde von den Gelehrten des vorigen Jahrhunderts als „Bernsteinstraße“ bezeichnet, da man annahm, dass auf dieser Straße vor allem der Bernsteinhandel von der Ostsee bis Rom florierte. Heute ist man eher geneigt, die tatsächliche Funktion der Straße als Transport- und Nachschublinie der Militärmacht Rom von Italien an die Donaugrenze anzuerkennen.

Das Gemeindegebiet von Stoob lag im Bezirk des Municipiums Scarbantia, der Vorläuferin der heutigen Stadt Sopron (Ödenburg). In der Umgebung dieser römischen Provinzstadt gab es - wie heute - zahlreiche kleinere Siedlungen, Gehöfte und Villen. So wurde dem Landesmuseum schon 1929 gemeldet, dass der Besitzer Paul Tumberger (Stoob Nr. 90) beim Ackern auf seinem Grundstück in der Ried Gaberling, nordöstlich der Rochuskapelle immer wieder auf Mauerwerk und gut gebrannte Ziegel stieß.

Aber nicht nur Siedlungsplätze, auch römische Gräber sind aus Stoob bekannt. Denn im ersten und zweiten Jahrhundert war es Sitte, die Urne mit den auf dem Scheiterhaufen eingeäscherten Überresten der Verstorbenen mit einem hohen Erdhügel zu überdecken. Mehrere solcher Grabhügel befanden sich im Grenzbereich zwischen dem Hotter von Großwarasdorf und Stoob. 1929 wurde von drei Stoober Bauern ein Hügel aus Neugierde aufgegraben. Da sie aber anstatt der erhofften Schätze nur Brandreste und einige Tonscherben fanden, stellten sie die Grabungen bald ein. Die Fundstücke wurden nicht weiter aufbewahrt und sind daher für die Heimat- und Landesforschung verloren.

Mehrere weitere Grabhügel auf nahe liegenden Parzellen sind durch dauernde Überackerung heute vollkommen eingeebnet und nicht mehr zu erkennen.

Nur im Wald oberhalb des Kainzlgrabens, am alten Verbindungsweg zwischen Stoob und Draßmarkt, existieren heute noch zwei gut erkennbare Grabhügel. Sie sind 1 bis 2 Meter hoch, haben einen Durchmesser von 15 bis 20 Metern und rundliche Form. Ihre Entfernung voneinander beträgt ca. 35 Meter.

Diese beiden Grabhügel, die von den Hinterbliebenen in pietätvollem Angedenken an ihre teuren Verstorbenen vor rund 2000 Jahren errichtet wurden, sind heute die einzigen obertätig sichtbaren Denkmäler der ältesten Geschichte von Stoob.

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